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BEHANDLUNG DES DOWN-SYNDROMS

Das Down-Syndrom ist eine der komplexesten genetischen Erkrankungen, welche mit dem Überleben des Menschen vereinbar ist. Die bisher bekannten Veränderungen sind nicht heilbar - jedoch behandelbar. Das Down-Syndrom überhaupt als Erkrankung anzuerkennen, öffnet uns die Türen zur gezielten Forschung, aber auch für die Behandlung. Eine Verharmlosung der Stoffwechselerkrankung verhindert, dass Kinder mit Down-Syndrom ihr volles Entwicklungspotential leben können. Die umfangreiche, individuelle Behandlung des Down-Syndroms ist der Haupt-Schwerpunkt meiner Praxis und ein absolutes Herzensprojekt - entstanden durch die Liebe zu meiner Tochter. Das umfangreiche Fachwissen, welches ich mir als Biologin angeeignet habe und meine Erfahrung in der Praxis nutze ich, um jeden meiner Patient*innen bestmöglich zu unterstützen.

GENETIK UND STOFFWECHSEL DES DOWN-SYNDROMS

Das Down-Syndrom ist eine angeborene Entwicklungsstörung, welche mit einer Inzidenz von ca. 1:600 Geburten weltweit auftritt. John Langdon H. Down beschrieb die Erkrankung 1866 aufgrund seiner Beobachtungen rein symptomatisch. 1959 konnte Jérôme Lejeune zeigen, dass die Ursache der Erkrankung in einer extra Kopie des Chromosom 21 liegt, weshalb sie auch als Trisomie 21 bezeichnet wird. 

Die Sequenz des Chromosom 21 wurde im Jahre 2000 veröffentlicht und die ca. 225 Gene darauf beschrieben 1 . Es ist mittlerweile bekannt, dass sich die Auswirkungen des extra Chromosoms 21 nicht auf dieses beschränken, sondern genomweit erstrecken 2,3,4. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie  die Biochemie eines Menschen mit Down Syndrom beeinflusst werden kann: Zum einen wird davon ausgegangen, dass ein Gendosis-Effekt vorliegt (bei Trisomie 21 sind alle auf Chromosom 21 liegenden Gene nicht in doppelt, sondern in dreifacher Ausführung vorhanden; damit kann die Syntheserate für ein Genprodukt 150 % anstelle von 100 % erreichen).  Zum anderen finden vielfältige epigenetische Veränderungen statt 5,6,7. Diese stellen reversible Veränderungen in der Genexpression dar, die nicht auf einer veränderten DNA-Sequenz beruhen, sondern Mechanismen wie DNA-Methylierung und Histon-Modifikationen betreffen. Das humane Epigenom ist durch die Möglichkeit der Methylierung theoretisch lebenslang flexibel veränderbar, z.B. durch Umwelteinflüsse, Medikamente und Ernährung, aber auch durch gezielte Eingriffe mit Nahrungsergänzungsmitteln, sog. Nutraceuticals.

 

Eine Behandlung des Down-Syndroms stellt die sogenannte Targeted Nutritional Intervention (TNI) dar, welche versucht die Stoffwechselwege auszugleichen, die durch das extra genetische Material verändert sind. Dies betrifft unter anderem den systemischen oxidativen Stress, den Folsäurestoffwechsel und die Methylierung, den Kollagenstoffwechsel, die Balance verschiedener Neurotransmitter, sowie die vorzeitige Entwicklung der Alzheimer Demenz. Alle Veränderungen der Biochemie und des Stoffwechsels führen letzten Endes zu dem, was wir als Down-Syndrom kennen. Eine TNI Behandlung stellt keine Heilung dar und versucht auch nicht die Persönlichkeit des betroffenen Menschen mit Down-Syndrom zu verändern, sondern die individuellen biochemischen Bedürfnisse zu ergänzen und damit die bekannten Folgeerkrankungen zu reduzieren oder aufzuhalten. Als neurodegenerative Erkrankung ist es sinnvoll, dass eine Behandlung möglichst früh gestartet wird - prinzipiell ist dies jedoch zu jedem Zeitpunk möglich (pränatal, erste Lebensjahre, Jugendalter).

KLINISCHE FORSCHUNG ZUM DOWN-SYNDROM

Als Einwand gegen TNI hört man häufig, dass es nicht genügend doppelblinde, randomisierte klinische Studien sowie Langzeitstudien zur Behandlung des Down-Syndroms gibt. Einige Studien zu diesem Thema sind jedoch veröffentlicht 8,9,10,11,12,13,14, und zusätzlich gibt es unzählige veröffentlichte peer-reviewed, mechanistische Studien, sowie präklinische und translationale Studien, welche positive Effekte einer Behandlung zeigen konnten und erklären, warum eine Behandlung des Down-Syndroms möglich und wichtig ist.. Die genetische und epigenetische Komplexität des Down-Syndroms und die damit verbundene hohe individuelle Variabilität machen deutlich, dass aussagekräftige klinische Studien in diesem Bereich schwierig durchzuführen sind. Kurzfristige Studien mit einzelnen Inhibitoren oder Antioxidantien können nur schwer signifikant positive Effekte zeigen, zumindest nicht als messbare Änderungen der „Intelligenz“ oder „Meilensteine der Entwicklung“. Klinische Studien zum heutigen, umfangreichen TNI Protokoll gibt es bisher keine.

 

Das bestmögliche Fenster einer effektiven Behandlung stellt grundsätzlich die pränatale Entwicklung dar, da hier ein früher Ausgleich der genetischen Dysbalance die größten Auswirkungen haben kann 15. Eine Behandlung der Trisomie 21 zu einem späteren Zeitpunkt müsste möglichst viele der kritischen Gene des Chromosoms 21 erfassen und nicht nur einzelne biochemische Pathways. Zusätzlich müssten auch Grundkrankheiten wie eine Schilddrüsenunterfunktion in die klinischen Studien mit einbezogen werden, da diese häufig mit einer Trisomie 21 assoziiert sind und intensiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben 16,17.

RISIKEN DER TARGETED NUTRITIONAL INTERVENTION

Jede medizinische und naturheilkundliche Behandlung hat ihre Risiken, aber diese sollten immer mit den Risiken verglichen werden, die ohne eine Behandlung der Erkrankung auftreten können. Die Risiken der TNI Behandlung sind im Vergleich zu den bekannten Langzeitschäden eines extra 21. Chromosoms gering, besonders wenn regelmäßig im Blut überprüft wird, dass alle wichtigen Parameter innerhalb der Referenzwerte liegen, so wie ich es grundsätzlich in meiner Praxis handhabe. Eine 20-Jahres follow-up Studie konnte zeigen, dass über 97 % der Studienteilnehmer mit Down-Syndrom eine Demenz bereits mit einem durchschnittlichen Diagnosealter von 55 Jahren entwickeln 18. Neuere Studien zeigen eine symptomatische Alzheimer Erkrankung mit einer Prävalenz von 90-100% ab dem 60. Lebensjahr 19. Die entsprechenden Biomarker der Neuropathologien (Alzheimer Plaques und Neurofibrillen) lassen sich jedoch zum Teil schon deutlich früher im Gehirn nachweisen (ab dem 20. Lebensjahr) 19 -  die vorzeitige Alterung und Neurodegeneration, die beim Down Syndrom auftreten, sind ausführlich beschrieben 20,21,22,23. Menschen mit Down-Syndrom haben jedoch heute durch die bessere prä- und perinatale Betreuung eine deutlich höhere Lebenserwartung: sie stieg in Europa von durchschnittlich neun Jahren (1929) auf ca. 60 Jahre (2004) an und etliche Menschen mit Down-Syndrom erreichen heute das 70. Lebensjahr. Die frühe Entwicklung des Alzheimers stellt daher ein ernst zu nehmendes Problem dar 24. Nur durch eine effektive Behandlung bzw. Prävention einer Alzheimer Erkranung könnte die Lebenserwartung von Menschen mit Down-Syndrom weiter erhöht werden. 25 Etliche Studien haben mittlerweile gezeigt, dass die Ursache hierfür zumindest teilweise der erhöhte oxidative Stress ist 25,26,27, welcher bei Menschen mit Down-Syndrom im Körper vorkommt und welcher durch TNI auf das normale Niveau reduziert werden kann 28.

 

Es ist kritisch zu hinterfragen, ob eine umfassende biochemische und metabolische Behandlung der Trisomie 21 aufgrund limitierter klinischer Studien grundsätzlich abgelehnt werden sollte, wenngleich die steigende Anzahl an pharmakologischen Studien bisher nur sehr wenig Erfolg hatte, effektive Behandlungen zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Trisomie 21 zu identifizieren 29. Die Funktionelle Medizin welche ich in meiner Praxis nutze, kann helfen die individuellen Schwachpunkte in der Biochemie zu erkennen und eine Behandlung mit TNI kann diese erfolgreich ausgleichen, um so Langzeitschäden zu verhindern. Eine Behandlung mit TNI muss grundsätzlich individualisiert werden und entsprechende Blutkontrollen sollten regelmäßig durchgeführt werden. Die notwendigen Tests können alle in meiner Praxis durchgeführt werden. Das individuelle Entwicklungspotential kann so erhalten werden und die Lebensqualität der Familien deutlich erhöht werden.

1. Hattori M. et al. The DNA sequence of human chromosome 21. Nature. 2000 May 18;405(6784):311-9.

2. Letourneau A. Domains of genome-wide gene expression dysregulation in Down's syndrome. Nature. 2014 Apr 17;508(7496):345-50.

3. Zhao Y. A microRNA cluster (let-7c, miRNA-99a, miRNA-125b, miRNA-155 and miRNA-802) encoded at chr21q21.1-chr21q21.3 and the phenotypic diversity of Down's syndrome (DS; trisomy 21). J Nat Sci. 2017 Sep;3(9). pii: e446.

4. Shapshak P. Molecule of the month: miRNA and Down's syndrome. Bioinformation. 2013; 9(15): 752–754.

5. Karmiloff-Smith A. et al, The importance of understanding individual differences in Down syndrome. Version 1. F1000Res. 2016; 5: F1000 Faculty Rev-389.

6. Dekker AD. et al, Epigenetics and Down Syndrome. Neuropsychiatric Disorders and Epigenetics, pp.163-184, 2016.

7. Henneman P. et al. Widespread domain-like perturbations of DNA methylation in whole blood of Down syndrome neonates. PLoS One. 2018 Mar 30;13(3):e0194938.

8. de la Torre R. et al. Safety and efficacy of cognitive training plus epigallocatechin-3-gallate in young adults with Down's syndrome (TESDAD): a double-blind, randomised, placebo-controlled, phase 2 trial. Lancet Neurol. 2016 Jul;15(8):801-810.
9. Gelb, MJ. Targeted Nutritional Intervention (TNI) for Children with Down Syndrome. Pädiat. Prax. 59: 703-708 (2001)
10. Mazurek D., Wyka J. Down syndrome--genetic and nutritional aspects of accompanying disorders. Rocz Panstw Zakl Hig. 2015;66(3):189-94.
11. Meguid et al. Antioxidant activity in Egyptian children with Down syndrome before and
after nutritional supplementation. J. Chem. Pharm. Res., 2015, 7(2):324-331
12. Miles MV. et al. Coenzyme Q10 (ubiquinol-10) supplementation improves oxidative imbalance in children with trisomy 21. Pediatr Neurol. 2007 Dec;37(6):398-403.
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16. King K. et al. Thyroid dysfunction in children with Down syndrome: a literature review. Ir J Med Sci. 2014 Mar;183(1):1-6.

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26. Butterfield et al. Redox proteomics analysis to decipher the neurobiology of Alzheimer-like neurodegeneration: overlaps in Down's syndrome and Alzheimer's disease brain. Biochem J. 2014 Oct 15;463(2):177-89. doi: 10.1042/BJ20140772.
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